Diesmal: Lille soll’s wuppen! Von Jürgen Scherer

JAZZ 35 (Jürgens Anmerkung zum Zeitgeschehen)

Diesmal: Lille soll’s wuppen!

Von Jürgen Scherer

21. November 2024

Sie ist schon eine bemerkenswerte Frau, diese Lille. Auch wenn sie nach außen hin die Unnahbare gibt, im Privaten und parteiintern lässt sie sich Lille rufen. Dort ist man eben unter sich; en famille sozusagen.
Wir alle kennen sie im politischen Alltag unter ihrem bürgerlichen Namen Alice Weidel. Da erleben wir sie oft als scharfzüngig, bissig und angriffslustig, durchaus mit einem gewissen Charisma.
Die kleine Lille hätte bestimmt nie gedacht, dass sie einmal als Kanzlerkandidatin Karriere machen würde.Jetzt ist es soweit!
Ihr jahrelanges sich Abstrampeln, mit Niederlagen fertig werden, unbeirrt weiterkämpfen, Kompromisse schließen in dieser Rechts-Sammelpartei AfD hat sich gelohnt. Sie wurde aufs Panier gehoben: Kanzlerkandidatin der AfD, einstehend für eine „deutsche Zukunft“ mit „deutschen Menschen“ in einem „ausländerbereinigten Land“, zumindest im Moment gefühlt auf Augenhöhe mit Marine le Pen und Giorgia Meloni.
Die Partei ist aus dem Häuschen, die Gralshüter ihrer Macht liegen sich in den Armen und ihre Statthalter im Osten unserer Republik lachen sich ins Fäustchen. Hinzu kommt, quasi als Sahnehäubchen, dass Umfragen in der Bevölkerung sie als Kanzlerkandidatin an zweiter Stelle hinter dem Kriegsplauderer Merz sehen(mit 16% !). Besser geht nicht!
Schauen wir also etwas genauer hin, auf die charismatische Dame mit dem rechten Touch.
Wer Macht ausüben will, kommt um Kompromisse nicht herum, auch wenn diese manchmal an Pyrrhussiege erinnern sollten. Ein wesentlicher davon ist der, den sie „errungen“ hat, als sie sich auf Vermittlung des Chefideologen der Identitären, Kubitschek, darauf einließ, mit einem, der anscheinend gar nicht ihr Fall schien, „Burgfrieden“ zu schließen, mit dem Flügelideologen und gerichtsfest beglaubigten Faschisten Höcke.
Motto des Übereinkommens pointierter. Form: Zerfleischt Euch nicht gegenseitig, der Endsieg ist wichtiger.
Aus der Geschichte wissen wir, dass solche Scheinkompromisse meist für den ein oder anderen Protagonisten im Nirwana endete. Soweit sind wir noch nicht.
Dennoch zeigt die Übereinkunft mit Höcke, dass Frau Weidel mit faschistischem Handeln und Denken in ihrem Umfeld zu kooperieren bereit und gezwungen ist, will sie Erfolg haben. Eine gefährliche Haltung!
Wenn sie den von Kubitschek  vermittelten „Kompromiss“ mit den Worten kommentiert „Uns (also Höcke und sie; d.Vf.) unterscheiden das Sprachbild und unsere Prägung“, so ist das eine wohlfeile Stellungnahme auf einer Rutschbahn zum Faschismus. Die lässt sich aber durchaus mit ihrem taktischen Credo vereinbaren , das da lautet: „Krawall schlagen“ führt zu nichts; wer was erreichen will „muss nach den Regeln spielen, um sich nicht zu diskreditieren.“
Mit dieser Grundhaltung wird offenbar, dass viele ihrer öffentlichen Äußerungen nichts anderes sind als Augenwischerei. Denn ein bisschen Faschismus geht auf Dauer ebensowenig wie ein bisschen schwanger. Das sollte sie wissen und weiß sie wohl auch.
Ich will es mal bei diesem markanten Merkmal weidelschen Politikverhaltens belassen. Für mich charakterisiert es ihre Absicht: Mit Halb-, Teil- und Scheinwahrheiten einlullen, um bei Erreichen des gesetzten Zieles umso nachhaltiger zuschlagen zu können…
Die Augen werden uns noch aufgehen, wenn diese selbsternannte Deutsche und ihre Partei eine maßgebliche Rolle in unserem Land spielen sollten.
Es liegt an jedem von uns, das zu verhindern.
Lassen wir uns von Lille weder für dumm verkaufen noch aufs Glatteis führen und verwuppen schon gar nicht!
PS: Wer sich weitergehend informieren möchte, kann auch noch Wikipedia zu Rate ziehen; mühsam, aber durchaus erhellend. Auf jeden Fall kann nach der W-lektüre keine/r sagen, nicht gewusst zu haben, wohin der Zug fahren würde mit dieser schillernden Dame und ihrer Partei im Rücken.
Die Mahnung und Aufforderung         „Wehret den Anfängen“,                geronnen aus leidvollen Erfahrungen unserer Geschichte, ist aktueller denn je!

1 Kommentar zu Diesmal: Lille soll’s wuppen! Von Jürgen Scherer

  1. Ist es denn so anders wie die etablierten Parteien im Namen des Kapitals mit uns umspringen. Wie sie Menschen abschieben, uns in den Krieg ziehen. Eine wirkliche Alternative sehe ich nicht. Das ist hier schon lange keine Demokratie mehr!

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