
Deutschland: MERA25-Bundestagskandidatin wegen Solidaritätsbekundung mit Palästina entlassen
10. März 2025
Melanie Schweizer [Foto: Melanie Schweizer ]
Am 28. Februar wurde die MERA25-Bundestagskandidatin Melanie Schweizer aufgrund einer politischen Verleumdungskampagne aus ihrem Job im Bundesministerium für Arbeit und Soziales entlassen und ihres Beamtenstatus enthoben. Die Sozialistische Gleichheitspartei (SGP) hat zwar Differenzen mit MERA25 dokumentiert, doch die Entlassung von Schweizer stellt einen massiven Angriff auf demokratische Grundrechte dar, den wir auf das Schärfste verurteilen.
Schweizer war Beamtin im höheren Justizdienst und leistete einen Beitrag zur Arbeit des Arbeitsministeriums. Bei der diesjährigen Bundestagswahl kandidierte sie auf der Landesliste für MERA25 in Berlin und als Direktkandidatin in Berlin Mitte. Die Hasskampagne, die zu Schweizers Entlassung führte, wurde durch einen Beitrag vom 6. Dezember auf X ausgelöst, in dem sie die Zionistin Malca Goldstein-Wolf beschuldigte, eine „Verleumdungskampagne“ zu führen, weil sie den renommierten Journalisten Georg Restle wegen seiner Kritik an Netanyahus Krieg als Antisemiten bezeichnet hatte.
Goldstein-Wolf hatte offenbar Nachforschungen über Schweizers Tätigkeit angestellt und als sie herausfand, dass sie für das Arbeitsministerium arbeitete, machte sie dies auf X bekannt und initiierte eine Verleumdungskampagne gegen sie. Hunderte zionistische Trolle verbreiteten daraufhin die bösartigsten Verleumdungen gegen Schweizer und forderten ihre Entlassung.
Auch die Medien schlossen sich sofort der Verleumdungskampagne an. Am 11. Dezember titelte die Boulevardzeitung Bild „Heil schockiert! Mitarbeiterin verbreitet üblen Hass auf Israel“ und warf Schweizer sogar vor, den Holocaust zu verharmlosen.
Schweizer wurde daraufhin zu einer Mitarbeiterversammlung eingeladen, im Januar suspendiert und schließlich im Februar fristlos gekündigt und ihres Beamtenstatus enthoben. Gleichzeitig wurde ihr in den letzten Tagen des Bundestagswahlkampfs ohne Begründung ihr LinkedIn-Account gesperrt.
In dem offiziellen Kündigungsschreiben wurde ihr unter anderem vorgeworfen, bei der Arbeit Ohrringe in Form einer Wassermelone getragen zu haben, die als politisches Symbol Palästinas gilt. Einige Mitarbeiter hatten erklärt, dass sie nicht mehr mit Schweizer zusammenarbeiten wollten und dass ihre politischen Ansichten Auswirkungen auf den Dienst hätten. Außerdem hieß es, sie habe mit ihren Äußerungen zu X gegen die „Moderationspflicht“ für Beamte verstoßen.
Schweizer sagte, dass ihr noch nie ein Fehlverhalten vorgeworfen worden sei. Außerdem habe sie das Thema Palästina schon vor den Ereignissen vom 7. Oktober 2023 oft mit Kollegen angesprochen.
Die Entscheidung, Schweizer zu entlassen, und die dafür angegebenen Gründe sind ein weitreichender Angriff auf grundlegende demokratische Rechte. Schweizer hat ihre politischen Äußerungen nicht in ihrer offiziellen Funktion, sondern als Kandidatin bei den Bundestagswahlen gemacht. MERA25, für die sie kandidierte, ist eine vom ehemaligen griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis gegründete Partei. Die Partei stellt die kapitalistische Ordnung weder in ihrem Programm noch in der Praxis in Frage. Die Verurteilung des Völkermords in Gaza durch Schweizer steht im Einklang mit den Einschätzungen zahlreicher UN-Institutionen und anderer Menschenrechtsorganisationen. Von einem Verstoß gegen das „Mäßigungsgebot“ für Beamte kann daher keine Rede sein.
Vielmehr soll das Vorgehen gegen Schweizer all jene einschüchtern und kriminalisieren, die die Kriegs- und Völkermordpolitik verurteilen. Selbst Bundestagskandidaten einer bürgerlichen Partei werden aus dem Amt entfernt, wenn sie es wagen, den israelischen Völkermord an den Palästinensern und dessen Unterstützung durch die deutsche Regierung zu kritisieren.
Der Fall Schweizer ist nur einer der prominentesten. Da die meisten dieser Entlassungen nicht an die Öffentlichkeit gelangen, gibt es keine Statistiken darüber. Laut Schweizer ist davon auszugehen, dass die Zahl der aus politischen Gründen entlassenen Völkermordgegner seit dem 7. Oktober 2023 weit über 100 liegt.
Auch unzählige Journalist*innen und Akademiker*innen wurden wegen Kritik an Israel entlassen oder mit Entlassung bedroht. Im Kulturbereich müssen alle kritischen Organisationen und Initiativen die Streichung ihrer Fördermittel befürchten. So wurden dem renommierten Kulturzentrum Oyoun bereits im November 2023 alle Fördermittel gestrichen, was zu seiner Schließung führte. Im Mai 2024 folgte das Verbot der Palästina Solidarität Duisburg (PSDU) und die Entlassung eines ihrer führenden Aktivisten. Außerdem zensierten kurz vor der Bundestagswahl die Universitäten München und Berlin einen Vortrag der UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese.
Ein einschneidender Fall ereignete sich kürzlich auch in München. Dort wurde der Klimaaktivistin Lisa Pöttinger Mitte Februar der Beginn ihres Referendariats untersagt, was einem Berufsverbot gleichkommt. Die Begründung des Bayerischen Kultusministeriums ist umfassend. Unter anderem wird ihr vorgeworfen, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung das System der „Profitmaximierung“ kritisiert und für einen „verfassungswidrigen Klassenkampf“ plädiert zu haben. Außerdem wird angegeben, dass sie Mitglied der Linkspartei ist. Darüber hinaus wird ihr vorgeworfen, an Klimaprotesten in Lützerath teilgenommen und ein transphobes Plakat der rechtsextremen Alternative für Deutschland (AfD) abgerissen zu haben.
Die Maßnahmen der Bundes- und Landesbehörden sind ein klares Warnsignal. Vor dem Hintergrund der größten Militarisierung und Aufrüstungsoffensive in Deutschland seit Hitler, die derzeit von der herrschenden Klasse vorbereitet wird, soll jede Form des Widerstands gegen Kapitalismus, Faschismus und Krieg unterdrückt werden.
Die Vorwürfe des Bayerischen Kultusministeriums gegen Poettinger ähneln den Begründungen, mit denen Staat und Gerichte die Überwachung der SGP durch den Verfassungsschutz (wie der Inlandsgeheimdienst genannt wird) rechtfertigen. Dem SGP werden „marxistisches Klassendenken und die Propagierung des Klassenkampfes“ vorgeworfen, außerdem „Hetze gegen angeblichen ‚Imperialismus‘ und ‚Militarismus‘“, die als nicht verfassungskonform gelten.
Bereits 2022 warnte der SGP in einer Stellungnahme, dass dies den Weg für einen Angriff auf unzählige Organisationen und die gesamte linke Opposition ebne. „Buchhändler, die marxistische Literatur vertreiben, streikende Arbeiter für höhere Löhne oder Friedensaktivisten könnten mit einem Federstrich kriminalisiert werden“, erklärten wir. Dies wird nun bestätigt und unterstreicht die Dringlichkeit der Perspektive der SGP. Die Verteidigung demokratischer Rechte erfordert die Entwicklung einer unabhängigen Bewegung der Arbeiterklasse, die den Kampf gegen soziale Ungleichheit, Krieg und Diktatur mit dem Kampf gegen deren Ursache, den Kapitalismus, verbindet.
Übersetzt mit Deepl.com
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