Die Kriegsflüsterer… Von Jürgen Scherer

JAZZ 13_25

 

Die Kriegsflüsterer…

 

Von Jürgen Scherer

 

  1. April 2025

    …kennen kein Erbarmen

Schließlich geht es um unsere und unserer Jugend Herzen und Köpfe. Da gibt es kein Pardon! Da werden alle Register gezogen!
Damit das gut klappt, wird erst mal ein Leitmotiv vorgegeben. In unserem Fall heißt es „Angst vorm Bösen Russen“.

Damit dieses Leitmotiv auch wirklich verfängt, werden Kronzeugen benötigt. Am besten sogenannte Autoritäten. Eine davon heißt Herfried Münkler, seines Zeichens anerkannter Poltikwissenschaftler, in Berlin lehrend und ein zweiter Sönke Neitzel, Potsdamer Militärhistoriker und immer auf der Suche nach dem „Deutschen Krieger“. Beide Wissenschaftler plädieren vehement für Aufrüstung und die Forderung, dem „Bösen Russen“ möglichst bald zu zeigen, wo der Hammer hängt. Wobei Herr Neitzel sich doch tatsächlich dazu verstiegen hat, die These zu vertreten, der vor uns liegende Sommer sei wahrscheinlich der letzte, bevor der „Böse Russe“ vor unserer Tür stehe.

Ob solchen Unsinns und damit einhergehender fahrlässiger Verbreitung von Ängsten haben sich zum Glück WissenschaftskollegInnen zusammengetan, die den beiden Kamikaze-Gelehrten widersprochen haben.

 

Nichtsdestotrotz ist es dieses Angst- Tremolo, das das tonangebende Mediengerausche in unserer Republik derzeit bestimmt.

Den eigentlichen Startschuss dazu gab der damalige Bundeskanzler Scholz mit seiner Zeitenwenderhetorik. Von da an versammelten sich alle Vaterlandsretter hinter der Fahne des Antirussismus und der Kriegsbereitschaft.

Einen veritablen Höhepunkt dieser Propagandaoffensive erleben wir dieser Tage, nachdem der Irrwisch im Weißen Haus Europa die Deckungsgarantie entzogen hat.

Statt diese Chance zu nutzen und der Friedensnobelpreisträgerin EU alle Ehre zu machen und ukrainekriegsmäßig auf Diplomatie zu setzen, offenbart sich ein Feuerwerk an deutscheuropäischem Bellizismus, das sich gewaschen hat. Schlagartig wird offenbar: Deutschland, Frankreich, England (sowieso) und Europa wollen vor allem kriegen!

Damit das hinhaut, muss das Fußvolk gewonnen werden, denn bei dem ist noch viel zu viel Friedensverblendung unterwegs.

Also geht die geballte Kriegsflüstererkamarilla in die Offensive. Da sieht dann zB so aus: Im Bundestag wird das GG so geändert, dass zukünftig nahezu unbegrenzt Geld fürs MilitärischMilitaristische aufgenommen werden kann. Man nennt das Sondervermögen, aber eigentlich sind es Schulden. Damit das Fußvolk ruhig ist, werden zusätzlich  noch ein paar hundert Milliarden für Infrastruktur verabschiedet.

Parallel zu dieser Militarisierungsoffensive erscheinen in der Printpresse teils scheinheilige, teils tolldreiste Mobilisierungsartikel.                                                                                                  Zwei Beispiele mögen genügen:

Im SPIEGEL Nr14, auf dessen Deckblatt als aussagekräftige Fotomontage Herr Merz und Frau von der Leyen im Tarnanzug der Armee abgebildet sind, in diesem SPIEGEL erschien der Artikel eines ehedem friedensbewegten Journalisten, der reumütig bekennt, wie sehr er sich vormals gerne auf das amerikanische Schutzschild verlassen habe, das ja nun mit Trump obsolet geworden. Da müsse man doch wohl neu denken. Deshalb habe er seinem 18jährigen Sohn die Frage gestellt, ob er es vielleicht mal mit der Armee versuchen sollte; schweren Herzens natürlich  Aber, so füge ich hinzu, schließlich muss man halt mal Opfer bringen in unserer Zeit. Auf den Punkt gebracht: Ehemaliger Friedenskämpfer ist bereit, seinen Sohn für eine ungewisse kriegerische Zukunft zu opfern! Wenn das mal keine vorbildliche Haltung ist. Ich nehme an, dass Herrn Neitzel dieser Artikel gefallen hat.
Beispiel zwei aus der Printpresse:                                                                                        Die in meiner Gegend  erscheinende Zeitung  „Darmstädter Echo“ wird infolge der überall stattgefunden habenden Pressekonzentration von einem Medienverbund (VRM)verlegt. Dieser Medienverbund versorgt eine ziemlich große Region Hessens und auch Gebiete in Rheinland-Pfalz mit Informationen. So kommt es also, dass der allgemeinpolitische Teil der Zeitungen dieses Medienverbundes mit den entsprechenden Kommentaren sowohl in Südhessen, in Mittelhessen usw. zu lesen ist. In Wiesbaden ebenso wie in Mainz oder Gießen. Pressevielfalt ade, kann ich da nur sagen. In dieser Presselandschaft erschien Ende März ein Kommentar eines noch relativ jungen Journalisten; der Kommentar trug den vorgeblich einfühlsamen Titel „Schmerzhafte Wahrheit: Wer Frieden will, der rede vom Krieg“ und sollte wohl an den alten Spontispruch erinnern „Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin.“ Worum ging es?                                                                                                                      Der junge Mann ist selbstverständlich der momentan überall herausposaunten Meinung, unser Land müsse in den nächsten Jahren mit einem russischen Angriff rechnen; er ist also nicht ganz so unverfroren in seiner Argumentation wie Herr Neitzel, bleibt aber auch bei der Mutmaßung ein Krieg mit Russland stehe bevor. Worauf stützt er seine Mutmaßung? Kaum zu glauben, aber wahr: Es gäbe hinreichende Indizien für Russlands Absicht den derzeitigen Krieg auf ganz Europa auszuweiten, die von den Geheimdiensten glaubwürdig bestätigt würden; auch von unserem BND. Na dann, kann man da nur sagen. Wenn das so ist, muss es ja stimmen, nicht wahr? Mit keinem Argument geht der Autor auf die Glaubwürdigkeit dieser „Quelle“ ein. Als wenn nicht bekannt wäre, dass auch Geheimdienste die Lieder derjenigen singen, von denen sie ihr Brot erhalten.
Soweit, so schlecht! Und weiter geht’s.
Im Folgenden legt dann der Autor genauso glaubhaft dar wie auf Grundlage seiner windigen Geheimdienstinfos, dass die „AfD“ vom  Putin gesteuert sei und die Friedensbewegung schon gar. Beides durch nichts bewiesen und den Betroffenen die Urteils- und Entscheidungsfähigkeit absprechend. Man fühlt sich in Zeiten des Kalten Krieges zurück- versetzt. Kriegspropaganda ohne Ende.

Mein Fazit: Zu Coronazeiten wäre ein derart hanebücherner Kommentar als verschwörungstheoretisches Geschwurbel an den Pranger gestellt worden, heute in Zeiten der eisernen Kriegsertüchtigung gilt so ein Text als seriöser Kommentar. Da ist was faul im Staate BRD!

Kommen wir zum „Flaggschiff der Abendnachrichten“, der „Tagesschau“.                           Dieses sich überaus seriös gebende Medium reiht sich nahtlos ein in das Netzwerk der Kriegsflüsterei. Dazu zwei Beispiele. Erstens: Propaganda für Heimatschutz:                         In Bayern wird ein Heimatschutzkommando seiner Bestimmung übergeben; vielleicht für die örtliche Presse nicht ganz uninteressant, aber die Tagesschau macht einen überörtlichen Event daraus und berichtet ziemlich ausführlich von der beispielhaften Haltung der bayrischen BürgerInnen, die sogar in ihrer Freizeit bereit sind, die Heimat zu verteidigen – momentan noch ohne scharfe Munition, aber wenn der Ernstfall kommt … Bayern vorn! Nicht nur in der Drohnenproduktion, sag ich mal. Kriegsertüchtigung, so die Botschaft, hat viele Gesichter.
Dazu passt bestens Beispiel zwei:                                                                                        Es ist ohne Zweifel wichtig, dass eine Tagesschau über die Aktivitäten am sogenannten „Girls und Boys Day“ berichtet. Jetzt darf man dreimal raten, was dieses Jahr ausführlich aus der Unmasse an Möglichkeiten für junge Frauen von der Redaktion ausgesucht wurde. Richtig: Ein Besuch von Mädels einer 10ten Klasse bei der Armee, inkl. strammstehen lernen und Waffenkunde und mit der Hoffnung der gastgebenden Offiziersdame, dass es den Mädels hoffentlich                                      viel Freude bereit habe …

Fazit: Mission erfüllt. Kriegsflüsterei mithilfe der Tagesschau zur besten Sendezeit!

Ich hoffe, es ist mir anhand dieser Zeilen gelungen, aufzuzeigen, wie das herrschende Geflecht der Kriegsflüsterei seine Netze skrupellos auswirft. Von friedensfördernden Initiativen keine Spur. Die Ampel steht auf Gewehr bei Fuß und bei Grün soll’s wohl losgehen.

Es soll allerdings tatsächlich noch Andersdenkende geben, die diesem Kriegsgeflüster nicht folgen werden, weil ohne  Frieden alles nichts ist!

Die weitsichtige Suffragette Berta von Suttner hat diese Haltung zu Beginn des 20ten Jhds  in die vorbildlichen Worte gefasst: Die Waffen nieder!

In diesem Sinne gutes Gelingen bei den diesjährigen Ostermärschen!

 

 

2 Kommentare zu Die Kriegsflüsterer… Von Jürgen Scherer

  1. Schon mal überlegt wann Russland nach Deutschland marschiert? Richtig um die Nazis zu vertreiben! Also kann man man getrost feststellen, wer Angst vor den „Russen“ hat muss ein Nazi sein! Der befürchtet zu Recht, dass Russland wieder herkommt und die Nazis abermals vertreibt.

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