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Friendly fire
Von Peter MergEine stumpfe Axt macht die meisten Splitter, weiß der Volksmund. Das illustriert der jüngste, reichlich absurde Konflikt um den Dokumentarfilm »No Other Land«. Wer in den letzten zwölf Monaten nicht unter einem Stein gelebt und zumindest ab und an in ein Feuilleton geblickt hat, weiß: Der behandelt die anhaltende Vertreibung von Palästinensern durch israelisches Militär und radikale Siedler im Westjordanland und wurde gerade mit einem Oscar prämiert. Schon voriges Jahr wurde der intensive, unbedingt sehenswerte Film auf der Berlinale ausgezeichnet. Weil Basel Adra und Yuval Abraham vom vierköpfigen palästinensisch-iraelischen Regiekollektiv bei der Preisgala dazu aufriefen, das Schlachten in Gaza, Waffenlieferungen an Israel, Besatzung und Ungleichbehandlung zu beenden und dabei das Wort »Apartheid« fiel, sprang halb Deutschland wochenlang wegen angeblichen Antisemitismus im Dreieck, Sie erinnern sich.
Nun bekam sie also eine Weltbühne, diese so wichtige Produktion, die den Blick auf die fortwährende, brutale, aber für die internationale Öffentlichkeit offenbar lange noch immer zu subtile Verjagung palästinensischer Familien aus ihren Dörfern in der Westbank richtet – dass das nicht nicht jedem gefallen würde, war klar. Der israelische Kulturminister Miki Zohar hatte seinen Tweet (»Diffamierung Israels«, »Sabotage gegen den Staat«, »keine Kunst«) wahrscheinlich bereits Wochen vor der Preisverleihung formulieren lassen. Weiterlesen in jungewelt.de
Zu diesem mehr als kritikwürdigen Artikel die richtige und wichtige Leserbrief Antwort von Leon Wystrychowski