Iran und Russland: Drei Schritte in Richtung strategischer Annäherung

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Iran und Russland: Drei Schritte in Richtung strategischer Annäherung

Die sich entwickelnde Allianz zwischen Teheran und Moskau hat wichtige wirtschaftliche und politische Meilensteine erreicht, doch gegenseitige Verteidigungsabkommen bleiben weiterhin vage, da anhaltendes Misstrauen nach wie vor die Grenzen ihrer Zusammenarbeit definiert.

Hazal Yalin

2. Juni 2025

Bildnachweis: The Cradle

Während sich der Iran auf einen offiziellen Staatsbesuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin vorbereitet, könnte das politische Signal nicht deutlicher sein: Der Iran und Russland sind entschlossen, ihre sich vertiefende Partnerschaft inmitten einer sich wandelnden Weltordnung zu formalisieren.

Iranische Regierungsvertreter haben bestätigt, dass die Vorbereitungen laufen, auch wenn der Kreml noch keinen Termin festgelegt hat. Für beide Länder – die unter westlichen Sanktionen leiden und in regionale Konflikte verwickelt sind – ist dieser Besuch mehr als eine Zeremonie; er markiert eine zunehmende Annäherung ihrer strategischen Ziele.

Putins Reise folgt auf eine Reihe hochrangiger Treffen mit seinem iranischen Amtskollegen Masoud Pezeshkian, der im Juli letzten Jahres sein Amt antrat. Seitdem sind sich die beiden Staatschefs dreimal getroffen: im Oktober in Aschgabat, beim BRICS-Gipfel in Kasan und im Januar in Moskau, um ein langfristiges Verteidigungsabkommen zu unterzeichnen. In den Überlegungen nach dem Krieg in der Ukraine haben nur wenige Beziehungen das gleiche Gewicht wie die Islamische Republik im Rahmen der Ostausrichtung Russlands.

Wirtschaftliche Annäherung durch die EAEU

Die Beziehungen zwischen Teheran und Moskau haben sich nie geradlinig entwickelt. Selbst in den reibungslosesten Phasen waren entschlossene Anstrengungen erforderlich, um Fortschritte zu erzielen. Dennoch deuten drei wichtige Meilensteine, die im vergangenen Jahr erreicht wurden, darauf hin, dass sich die bilateralen Beziehungen beschleunigen werden.

Der erste Meilenstein wurde am 25. Dezember 2024 erreicht, als der Iran der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU) als Beobachterstaat beitrat. Ursprünglich als postsowjetischer Mechanismus zur Vertiefung der regionalen Wirtschaftsbeziehungen gedacht, wurden die weiterreichenden Ambitionen des Blocks – insbesondere aus Moskauer Sicht – schnell deutlich. Der Beitritt des Iran war seit mindestens Mitte der 2010er Jahre ein langjähriges Ziel Russlands.

Der Weg zur Mitgliedschaft begann 2018 mit einem vorläufigen Abkommen, wurde jedoch durch zwei wesentliche Faktoren verzögert. Der erste war die Verhandlungen Israels mit dem Block über Freihandelszonen, die trotz eines Rahmenabkommens aus dem Jahr 2016 aufgenommen wurden und offenbar darauf abzielten, den Beitritt des Iran zu sabotieren. Diese Verhandlungen waren weitgehend erfolgreich.

Das größere Hindernis war jedoch intern. Unter dem ehemaligen iranischen Präsidenten Hassan Rouhani, dessen Regierung sich nach Westen orientierte, wurde die EAEU eher als Druckmittel in den Verhandlungen mit dem Westen denn als echte Priorität angesehen. Im Gegensatz dazu legte der verstorbene iranische Präsident Ebrahim Raisi, ein starker Befürworter der „Look East“-Politik des Iran, einen höheren strategischen Wert auf die Vertiefung der Beziehungen zu Russland und trieb damit den Beitritt des Iran zur EAEU voran.

Bis 2023–2024 belief sich der Handel zwischen dem Iran und den EAEU-Staaten auf rund 3,5 Milliarden US-Dollar. Das neue Abkommen senkte die Zölle drastisch: Die iranischen Zölle auf EAEU-Waren sanken auf 4,5 Prozent, während die Zölle des Blocks auf iranische Exporte von 6,6 auf 0,8 Prozent fielen.

Innerhalb von fünf bis sieben Jahren soll das Handelsvolumen 18 bis 20 Milliarden US-Dollar erreichen – ein erheblicher Gewinn für eine Ölwirtschaft, deren Exporte in Höhe von 60 Milliarden US-Dollar zu mehr als 80 Prozent aus Öl und Gas bestehen. Der Block könnte auch als Zugang zu Märkten in Drittländern dienen.

Die Mitgliedschaft des Iran hat für Moskau sowohl politischen als auch wirtschaftlichen Wert. An erster Stelle steht dabei der Internationale Nord-Süd-Transportkorridor (INSTC), eine 7.200 Kilometer lange Route, die St. Petersburg über iranisches Gebiet mit Mumbai verbindet. Die Fertigstellung des Abschnitts Chabahar–Mumbai hängt von den Beziehungen zwischen Indien und dem Iran ab; die Realisierbarkeit des Korridors erfordert auch die Modernisierung der Route über das Kaspische Meer – ein Projekt, das nach 2022 an Dringlichkeit gewonnen hat.

BRICS … und eine gewaltige strategische Partnerschaft

Politisch ist das Bedürfnis des Kremls nach einer multipolaren Allianzstruktur – nicht einem vollwertigen globalen Block, sondern einem Netz regionaler Koalitionen – mit der Verschärfung der Konfrontation mit dem Westen gewachsen.

In diesem Zusammenhang war der Beitritt des Iran zu den BRICS am 1. Januar 2025 der zweite wichtige Meilenstein. Die BRICS bleiben politisch uneinheitlich – ein Zusammenschluss Ungleicher –, aber ihre wirtschaftliche Logik ist überzeugend. Sie ermöglichen einen bevorzugten Zugang zu riesigen Märkten und fördern die bilaterale Flexibilität zwischen den Mitgliedern.

Auch wenn sie die Beziehungen zwischen dem Iran und Russland nicht direkt beeinflussen, ermöglichen die BRICS beiden Staaten eine Ausweitung ihrer Zusammenarbeit in den Bereichen Medien, Kultur und Tourismus und damit eine Vertiefung ihrer Beziehungen über die traditionellen wirtschaftlichen und militärischen Rahmenbedingungen hinaus.

Das wichtigste Ereignis des Jahres war jedoch die Unterzeichnung eines umfassenden strategischen Kooperationsabkommens zwischen Teheran und Moskau. Wie schon bei dem langwierigen Beitritt des Iran zur EAEU zeigten die Verhandlungen ein anhaltendes Misstrauen. Die Verhandlungen begannen nach der militärischen Intervention Russlands in der Ukraine im Februar 2022.

Die Motive Russlands waren klar: Eingekesselt von der NATO wollte Moskau seine militärischen Allianzen mit regionalen Mächten stärken und die damit verbundenen wirtschaftlichen Vorteile nutzen.

Als Vorbild diente die mit Nordkorea unterzeichnete „umfassende strategische Partnerschaft“, die Verpflichtungen zum Ausbau des Handels und eine gegenseitige Verteidigungsklausel enthielt. Sollte eine der beiden Parteien angegriffen oder in einen Krieg verwickelt werden, verpflichtet sich die andere, „mit allen Mitteln“ Hilfe zu leisten.

Eine ähnliche Klausel wurde auch im Abkommen zwischen Iran und Russland erwartet, kam jedoch nie zustande. Stattdessen liest sich der Pakt eher wie eine Absichtserklärung als wie ein Militärbündnis. Die Diskrepanz zwischen Titel und Inhalt lässt auf ungelöste Meinungsverschiedenheiten während der Verhandlungen schließen.

Zwei Punkte führten zu der Spaltung. Erstens forderte Moskau, dass jede militärische Hilfe davon abhängig gemacht werden müsse, dass Teherans Position nach internationalem Recht rechtlich wasserdicht sei – damit Russland nicht in einen Atomkonflikt mit Tel Aviv verwickelt werde. Die Definition des Begriffs „Aggression“ wurde zum Streitpunkt: Was Teheran als Provokation bezeichnet, könnte Tel Aviv als gerechtfertigte „Reaktion“ bezeichnen, befürchtete Moskau.

Zweitens löste der Umfang der Hilfe – insbesondere der kategorische Ausschluss von Atomwaffen – weitere Unstimmigkeiten aus.

Obwohl ein Kompromiss in Reichweite gewesen sein könnte, deuten unbestätigte Berichte darauf hin, dass Moskau den Transit russischer Soldaten oder militärische Vorbereitungen auf iranischem Boden vorgeschlagen hat – was das zutiefst souveräne Teheran jedoch rundweg abgelehnt hat. Diese kategorische Ablehnung sorgte letztlich dafür, dass das Abkommen eine reine Absichtserklärung blieb.

Das Gewicht der Geschichte

Historische und ideologische Faktoren untermauern die Vorsicht des Iran. Seit den Kaukasuskriegen im 19. Jahrhundert – insbesondere dem Konflikt von 1826 bis 1828 – ist die Sicherung der Nordgrenze des Iran ein ständiges Anliegen.

Diese Angst verstärkte sich unter dem entschiedenen Antikommunismus der Pahlavi-Dynastie und wurde in den 1940er Jahren durch zwei Ereignisse noch verschärft: die sowjetische Besetzung des Nordirans bis 1946 und die von der Sowjetunion unterstützte kurdische Sezessionsbewegung Mahabad-Republik, die weithin als Versuch einer Teilung des Landes angesehen wurde.

Gleichzeitig verschlechterten sowjetische Gebietsansprüche in Aserbaidschan und kommunistische Unruhen im iranischen Aserbaidschan die Beziehungen weiter. Obwohl diese Ereignisse in die vorrevolutionäre Zeit fallen, war die Islamische Republik in ihren Anfangsjahren nicht weniger misstrauisch gegenüber Moskau – was zum Teil durch strategische Fehltritte der iranischen Kommunisten noch verstärkt wurde. Die UdSSR wurde, ähnlich wie in der Türkei, als „kleinerer Satan“ gebrandmarkt, und der Antikommunismus verschmolz mit der überlieferten Russophobie.

Diese Gefühle bestehen bis heute fort und werden durch pro-westliche Propagandamedien angeheizt. Unter den iranischen Eliten sind Vorwürfe, Russland habe „dem Iran in den Rücken gefallen“, ein gängiges rhetorisches Mittel westlich orientierter Fraktionen. Im Jahr 2023 kam es zu einer diplomatischen Krise, nachdem das russische Außenministerium eine zweideutige Haltung zur Souveränität über umstrittene Inseln im Persischen Golf eingenommen und verwirrende Äußerungen zur Bezeichnung der Wasserstraße gemacht hatte.

Dieser Fauxpas – der sich gerade während der EAEU-Gespräche mit dem Iran ereignete – schürte nicht nur die russophobe Stimmung im Iran, sondern lieferte auch Munition für pro-westliche Stimmen im Land, die das Klischee vom „kolonialistischen Russland“ als unzuverlässigem Partner bekräftigten.

Was kommt als Nächstes

Dennoch ist der strategische Pakt zwischen dem Iran und Russland keineswegs zahnlos. Zwar enthält er keine gegenseitige Verteidigungsklausel, doch verpflichten sich beide Staaten zur Vertiefung ihrer Sicherheits- und Verteidigungsbeziehungen und erklären ausdrücklich ihre Zusammenarbeit bei der Bekämpfung externer destabilisierender Kräfte im Kaspischen Raum, in Zentralasien, im Kaukasus und in Westasien. Diese Betonung kommt zum richtigen Zeitpunkt – insbesondere nach der Zerstörung Syriens.

Heute sieht sich Teheran erhöhten Bedrohungen ausgesetzt. Analysten und Regierungsvertreter diskutieren gleichermaßen, ob Israel direkte Angriffe gegen den Iran starten wird, ob die USA versuchen werden – oder überhaupt in der Lage sind –, solche Schritte zu verhindern, und ob US-Streitkräfte eingreifen werden, wenn Tel Aviv einen offenen Konflikt provoziert. Klare Entscheidungen sind noch nicht gefallen.

Diese Unsicherheit könnte kurzfristig zu Vorsicht führen. Langfristig jedoch werden nur die heute geschlossenen Bündnisse darüber entscheiden, ob Teheran die Kriege von morgen verhindern kann.

Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten spiegeln nicht unbedingt die Meinung von The Cradle wider.

Übersetzt mit Deepl.com

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