Lanz contra Wagenknecht – eine Anatomie Von Diether Dehm

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Lanz contra Wagenknecht – eine Anatomie

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Ferran Cornellà, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Wenn sich etwas Größeres im Kleinen spiegelt und bewegt, wenn Marx ergo “alle bisherige Geschichte von Klassenkämpfen” bestimmt sieht und Lenin die Parlamente als “Tribüne” dieser Klassenkämpfe, dann sind Talkshows ihr ideologischer Infight.

Auch um jedes einzelne Wort. Dabei sollen widerständige Persönlichkeiten öffentlich domestiziert, TV-Zuschauer gedrillt und Begriffe systemgerecht eingeschliffen werden.

Dass wir Medienkritiker uns so selten der molekularen Innenarchitektur von Talkshows zugewendet haben, zeugt von kulturellen Defiziten, die bis ins Fingerspitzengefühl gehen.

Um nun nicht Vorurteile mit Vorurteilen zu kontern, soll hier zunächst chronologisch in die Anatomie des Talks vom 25. September 2024 eingestiegen werden, der wohltemperiert begann. In Sekunde 32 begrüßt ein warmherziger Lanz seinen Gast:

“Herzlich willkommen, Sahra Wagenknecht, ich freue mich sehr. Guten Abend!”

Zu derlei Überschwang hatte der Talk-Großmeister auch zweieinhalb gute Gründe:

  1. Für sein pausenlos rüdes Abwürgen der damaligen Links-MdB Wagenknecht am 16. Januar 2014 hatte er sich unter dem Druck einer Online-Petition mit über 150.000 Unterzeichnern öffentlich bei ihr entschuldigen müssen.
  2. Der Name Wagenknecht bürgt für hohe TV-Quote, wie kaum einer sonst.
  3. Oder eigentlich 2 1/2. Wer jetzt, in wahlkampffreier Zeit, Wagenknecht häufig einlädt, braucht es dann, kurz vor der Bundestagswahl nicht mehr. Nämlich dann, wenn die FDP wieder hochgesendet werden muss und eben nicht BSW und AfD. (Immerhin hatte die ARD das BSW vor der Europawahl von einer Parteientalkrunde auszuschließen versucht – bis zu einem gerichtlichen Einspruch).

Warum sich allerdings Sahra Wagenknecht gerade jetzt die vielen, sich kannibalisierenden und inflationierenden Talk-Einladungen annimmt, ist nur mit dem Kampfgerangel um die Landesregierungen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg erklärlich. Weiterlesen in overton-magazin.de

1 Kommentar zu Lanz contra Wagenknecht – eine Anatomie Von Diether Dehm

  1. Eine Anatomie, die ins Lehrbuch des Journalismus gehört! Bravo, Herr Dehm. Aber auch ein Hinweis und eine Mahnung, wie sehr die Staatsmedien (Sabine Adler hatte das schonn2014 für den Deutschlandfunk besorgt) einen fairen Meinungsaustausch in Deutschland be- oder besser verhindern.

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