Von der Dummheit in der Politik Von Tom J. Wellbrock

Von der Dummheit in der Politik

Wer sich über die Dummheit deutscher Politiker beklagt, erhält oft folgende Reaktion: „Die sind nicht dumm, die wissen genau, was sie tun.“ Es lohnt sich, einen genaueren Blick auf diese beiden Thesen zu werfen.

Von der Dummheit in der Politik

Von Tom J. Wellbrock

Wer sich über die Dummheit deutscher Politiker beklagt, erhält oft folgende Reaktion: „Die sind nicht dumm, die wissen genau, was sie tun.“ Es lohnt sich, einen genaueren Blick auf diese beiden Thesen zu werfen.

Dietrich Bonhoefferwar ein lutherischer Theologe, geboren am 4. Februar 1906 in Breslau, von den Nazis ermordet am 9. April 1945 im KZ-Flossenbürg. Er gehörte damit zu den letzten Widerständigen, die – in seinem Fall auf direkten Befehl Hitlers – getötet wurden. Der Theologe hat sich eine Menge Gedanken gemacht, unter anderem über die Dummheit.

Dummheit: Schlimmer als Bösartigkeit

Bonhoeffer war der Ansicht, dass man gegen die Bösartigkeit durchaus etwas unternehmen kann. Man kann sie kritisieren, man kann dagegen aufbegehren, notfalls mit Gewalt. Zudem wohne dem Bösartigen immer auch eine Neigung zur Selbstzersetzung inne. Zur Dummheit dagegen schrieb Bonhoeffer:

„Gegen die Dummheit sind wir wehrlos. Weder mit Protesten noch durch Gewalt läßt sich hier etwas ausrichten; Gründe verfangen nicht; Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden – in solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch –, und wenn sie unausweichlich sind, können sie einfach als nichtssagende Einzelfälle beiseitegeschoben werden. Dabei ist der Dumme im Unterschied zum Bösen restlos mit sich selbst zufrieden; ja, er wird sogar gefährlich, indem er leicht gereizt zum Angriff übergeht. Daher ist dem Dummen gegenüber mehr Vorsicht geboten als gegenüber dem Bösen. Niemals werden wir mehr versuchen, den Dummen durch Gründe zu überzeugen; es ist sinnlos und gefährlich.“

An dieser Stelle sei kurz erläutert, was Bonhoeffer mit Dummheit meinte. Er ging nicht von einem intellektuellen Defizit aus, sondern eher von einem soziologischen Problem. Den Defekt der Dummheit, so Bonhoeffer, treffe man häufiger bei geselligen Menschen als bei Einzelgängern an. Er schloss daraus, dass weniger die psychologische als die soziologische Komponente die Dummheit prägt. Der Theologe schrieb, dass Intellektuelle durchaus dumm und nur mäßig Gebildete sehr klug sein können.

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