
Dank an Martin Leo für diesen Brief an die Gedenkstätte Dachau, dem ich voll und ganz zustimme. Evelyn Hecht-Galinski
Zur Kenntnis
Von Martin Leo
An die Leitung der Gedenkstätte Dachau
Sehr geehrte Damen und Herren,
Presseveröffentlichungen entnehme ich, dass die Leitung der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau in einem Akt blinden Gehorsams oder auch in freier, jedoch verantwortungsloser Entscheidung die Schleifen von Kränzen entfernt hat, die in den Nationalfarben Russlands und Weißrusslands zu Ehren der von Nazis ermordeten sowjetischen Soldaten von den Botschaften niedergelegt worden waren.
Ich möchte Ihnen sagen, dass ich mich für diesen Akt, der selbst in der Tradition des Faschismus und nicht des Antifaschismus steht, für Sie schäme. Diejenigen, die das zu verantworten haben, haben Schande über die Gedenkstätte und über Deutschland gebracht. Nichts kann das rechtfertigen. Der Krieg in der Ukraine wird für deutsche Revanchegelüste mißbraucht.
Dem aktiv entgegen zu treten, liegt in unserem eigenen nationalen Interesse.
Inzwischen räumen selbst höchste Vertreter der US-Administration ein, dass die Hintergründe des Ukrainekriegs viel differenzierter zu betrachten sind, als das bisher geschah.
Besonders aber in Deutschland setzen wir auch mit dem, was Sie als Gedenkstättenleitung zu verantworten haben, den Krieg gegen Russland fort, den wir 1945 sehr verdient militärisch, wirtschaftlich, politisch und insbesondere moralisch verloren hatten.
Als Gedenkstätte wären Sie besonders verpflichtet, allen Opfern der Nazis gerecht zu werden. Sie haben die Opfer der Sowjetunion verhöhnt. Sie haben tatsächlich deren Andenken geschändet. So etwas hatten in der Vergangenheit nur Neofaschisten gewagt. Heute ist das offiziell vertretene Politik in einem Deutschland, in dem Politiker Russland erneut eine strategische Niederlage beibringen wollen. Wer jetzt richtig hinschaut, kann unschwer erkennen, dass genau dieses Ansinnen nicht Russland, sondern wiederum unser Land selbst erneut in eine strategische (und moralische) Niederlage treibt.
Unser Land wird eines Tages umkehren müssen. Hoffentlich geschieht dies, ohne dass wir unsere geistige und moralische Befreiung erneut nur äußeren Kräften zu verdanken haben. Hoffentlich geschieht dies, ohne dass ganz Europa erneut von Wahnsinnigen in einen antirussischen Kreuzzug gerissen wird.
Die für den jetzigen Irrweg Verantwortlichen werden sich eines nicht zu fernen Tages erneut entschuldigen müssen. Die in Dachau ermordeten sowjetischen Soldaten hatten nicht für die Wieder-Auferstehung eines solchen Deutschlands nach 80 Jahren gekämpft.
Deren Angehörige auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR sehen heute in Deutschland ein Land, das sich im Osten die gleichen Verbündeten suchte wie einst die Nazis. Niemand jedoch wird erneut sagen dürfen, er hätte es nicht wissen können. Sie jedenfalls wussten, was Sie tun. Historisches Wissen darf man Ihnen unterstellen. Aber vermutlich haben Sie nicht begriffen, wohin Mitläufertum führt.
Ich würde mir in Deutschland ein politisches Klima wünschen, das es einer Staatsanwaltschaft zur Pflicht macht, die Entscheidung der Gedenkstättenleitung juristisch zu ahnden. Was passiert ist, ist unfassbar.
Wir wissen, dass wir davon noch weit entfernt sind. Die Mehrheit unserer Bürger folgt ihren Führern noch wie einst schon den Nazis, die Goebbels im Sportpalast den totalen Krieg versprachen.
Wenn Sie nicht begreifen, dass Ihre Entscheidung der gleichen Russophobie geschuldet ist, die in Deutschland zu den Verbrechen führte, derer in Dachau gedacht wird, dann haben Sie dort nichts zu suchen.
Martin Leo
Diplom-Politologe
Lagos, Portugal
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