Gastkommentar
Warnung: wenn berechtigte Wut auf die Macht mit unklugen und brutalen Aktionen der Macht nutzt!
Von Andreas Schlüter
29. Mai 2025
Israels Völkermord und Krieg gegen seine Umgebung und die resultierende Wut
Im Nahen Osten findet ein genozidaler Massenmord an Palästinensern durch Israel statt, sowie ein brutaler Krieg gegen Israels Umgebung im Rahmen des „Gross-Israel-Projektes“. Die westlichen Politker, notorische Unterstützer der israelischen Untaten, sind zunehmend gezwungen, auf das Geschehen, wenn auch beileibe nicht in ausreichendem Maße, zu reagieren. Nun aber beschäftigten sich Politik und Medien im Westen umfänglich mit dem tödlichen Attentat eines US-Bürgers lateinamerikanischer Abstammung auf zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington, Sarah Milgrim und Yaron Lischinsky.
Auch, wenn Elias Rodriguez´ natürlich verurteilenswerte Tat der berechtigten Wut über Israels verbrecherische Politik entsprang, hat er ungewollt der Propaganda Israels und seiner Lobby-Gruppen ein regelrechtes Geschenk_gemacht (wie in „Consortium_News“ richtig zu lesen). Die wachsende, aber eher zaghafte Kritik westlicher Politik und Medien an Israels Vorgehen wurde durch diese Tat nun wieder zu Ergebenheitsadresssen an Israel umgelenkt. In außerordentlich dreister Weise hat Israel die beginnende zaghafte westliche Kritik gar für das Attentat verantwortlich gemacht. Die Tat hat de facto der isrelischen Politik sehr genutzt. Die Krokodilstränen der israelischen Propaganda können nicht darüber hinweg täuschen, dass der israelischen Führung tatsächlich das Schicksal der beiden Opfer ziemlich egal sein dürfte, wie auch der Umgang mit dem Schicksal der Geiseln eindringlich belegt. Dieses sollte zu nötigem Nachdenken anregen.
Einzelheiten der Tat geben auch zu denken
Auch, wenn dies zynisch klingen mag, die beiden jungen Opfer, wohl vor ihrer Verlobung stehend, waren für Israels Propaganda „ideal“. Als relativ unbedeutende Mitarbeiter der Botschaft erscheint ihr Tod als besonders brutal, wie wohl auch der Tatablauf selbst. Der Täter hat nachgeladen, um erneut auf das schon am Boden liegende weibliche Opfer zu schießen, wohl insgesamt 21 Schüsse abgeben, ein „Overkill“. Diese Brutalität, für jemanden wie Rodriguez, in Solidarität und Friedensarbeit verwurzelt, erscheint irgendwie nicht passend, wenn auch nicht zu bezweifeln. Dies führt zu der Vermutung, es hätte sich nicht nur um Opfer gehandelt, die zufällig aus besagter Veranstaltung kamen, sondern die Opfer wären gezielt mit Vorwissen gewählt worden (was die meisten Veröffentlichungen verneinen).
Was führt zu dieser Annahme? Dass Israel wie kaum ein anderes Land in_den_Vereinigten_Staaten seit langem spioniert, ist sattsam bekannt. Es ist aber auch klar, dass durch israelische_Agenten versucht wird, Israel kritsch gegenüberstehende Organisationen (wie zum Beispiel die BDS-Kampagne) zu unterwandern und zu zerstören, wobei die israelische Botschaft eine Rolle spielt. Die beiden Opfer, insbesondere Milgrim, könnten da doch auch eine Rolle gespielt haben. Medial werden die Beiden als aktiv in der Völkerverständigung, insbesondere zum Nahostkonflikt, dargestellt, quasi als „Friedenstauben“. Waren sie vielleicht eher „trojanische Pferde“? So schreibt die „Berliner_Morgenpost“ über Milgrim:
„Sie habe mit israelisch-palästinensischen Graswurzel-Initiativen zusammen-gearbeitet und wolle Organisationen unterstützen, die sich für die „Überbrückung von Gräben und die Förderung religiöser Harmonie“ einsetzen.“
Es könnte bei diesen Aktivitäten um ganz anderes gegangen sein, und sie könnte dem Attentäter aus diesen Zusammenhängen direkt oder indirekt bekannt gewesen sein. Dies könnte die besondere Brutalität des Vorgehens zusätzlich als individuell motiviert am ehesten erklären, zumal Rodriguez nach der Tat offenkundig niemanden weiter verletzen wollte.
Jedenfalls hat diese Aktion von Rodriguez der israelischen Propaganda in die Karten gespielt. Die Politik Israels hat allerdings so ein Ausmaß an Menschenverachtung und Brutalität erreicht, dass die Auswirkungen in diesem Fall nur kurzfristig Israel nützen mögen. Auch sind die Anklagen Israels, die europäische Kritik an seiner Politik hätten die Tat befördert, in ihrer maßlosen Dreistigkeit wohl letztlich wirkungslos.
Notwendige Lehren aus der Geschichte:
individuelle Gewalttaten nützen meist der Macht, gegen die sie sich richten wollen
Mit den gegenteiligen Folgen solcher individuellen Gewalttaten beschäftigt sich auch der schon genannte_Artikel von „Consortium_News“. Zu rein wutgesteuerten Taten ist hier zu lesen: „Die folgenreichste dieser Taten wurde natürlich 1914 vom serbischen Nationalisten Gavrilo Princep begangen. Princeps Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand in Sarajevo führte direkt zum Gemetzel des Ersten Weltkriegs.“.
In „perspektive-online.net“ wird richtigerweise auch hieran erinnert: „Einige Kommentator:innen in den sozialen Medien haben Elias Rodriguez mit dem jüdisch-polnischen Jugendlichen Herschel Grynszpan verglichen, der 1938 in Paris ein Attentat auf einen Diplomaten des faschistischen Deutschlands verübte; aus Protest gegen die eskalierende antisemitische Verfolgung, der seine Familie und die europäischen Juden ausgesetzt waren. Dem faschistischen NS-Staat diente diese Tat als Vorwand, um schon lange beabsichtigte Pogrome gegen die Juden in Deutschland durchzuführen.“
Die Aktionen eines Georg_Elser und der Männer des 20._Juli richteten sich dagegen direkt „auf den Kopf der Schlange“ des Faschismus. Wären sie gelungen, hätte vielen Menschen Leid und Tod erpart werden können.
Geht es um „kurzschlüssige“ Taten, die sich gegen die Macht richteten, aber letztlich der Macht nützten, muss hier auch daran erinnert werden, wie sehr die RAF mit ihren Taten der staatlichen Repression gedient hat. Wohl bezeichnend ist, dass der Anwalt Horst_Mahler einen wesentlichen Anteil daran hatte, dass die beteiligten Personen in den Untergrung gingen und zu individuellen Gewalttaten griffen. Sein späteres Wirken in rechtsextremen Kreisen ist vielleicht ein Indiz dafür, dass er von Beginn an an bestimmten Fäden hing.
Wie wichtig und nützlich für die Macht und ihre Propaganda individuelle Gewalttaten sind, zeigt auch das „Celler_Loch“ als gefakter „links-extremistischer Anschlag“. Die vielfältigen Bezüge von islamistischem Terror zum Westen wurden auch durch die jüngsten Ereignisse in Syrien offenbar. Tasächlich deuten auch Terror-Geschichten wie die vom Breitscheidplatz auf Verquickungen mit der Macht hin.
Ja, man sollte es begreifen, viele Gewalt-Aktionen, die sich gegen die Macht richten sollen, nützen dieser, oder werden von dieser sogar inszeniert.
Nun ist es keine Frage, dass der Gewalt illegitimer Macht auch in bestimmten Fällen mit berechtigter Gewalt begegnet werden kann oder gar muss. Davon zeugen unter anderem der antikoloniale Kampf, oder aber auch der völkerrechts-konforme organisierte Kampf gegen Besatzung. Dies findet sich in der jüngeren Geschichte von dem Kampf der Resistance im von den Nazis besetzten Frankreich, über die Befreiung der portugiesischen Kolonien, dem Kampf gegen das Apartheids-Regime Südafrikas bis zum legitimen Kampf gegen die israelische Besatzung.. Hier geht es eben nicht um unüberlegte individuelle „Wut-Taten“, auch wenn berechtigte Wut sie mit antreibt.
Das Nachdenken sollte aber noch weiter gehen
Tatsächlich muss sich in den westlichen Gesellschaften der Kampf für Frieden und Gerechtigkeit, eben auch für die Palästinenser, auf Aufklärung, Unterstützung für die Protest-Bewegungen (wie auch die BDS-Kampagne), ggf. auch auf Blockaden und zivilen Ungehorsam, also auf breite politische Aktionen, stützen.
Offenen Unterstützern der israelischen Bsatzungs- (und Völkermord-) Politik ist argumentativ entgegen zu treten, so sehr man die Faust auch in der Tasche ballen möge. Persönliche Beleidigungen oder gar tätliche Angriffe gegen einzelne Personen sind absolut kontraproduktiv. Wie sehr die israelische und pro-zionistische Propaganda solche Beleidigungen oder tätliche Angriffe regelrecht herbei sehnt und für nützlich erachtet, dafür ist auch die dreiste Erfindung_eines_Vorfalls durch Gil Ofarim ein gutes Beispiel. Dieser war offenbar überzeugt, die Erfindung sei für Israel und den Zionismus nützlich. Alle realen verbalen oder tätlichen Angriffe auf einzelne – vielleicht auch nur vermeintliche – Unterstützer der israelischen Politik helfen Israel, den frechen Anspruch dieses Apartheid-Staates darauf zu „untermauern“, alle Juden Israels und der übrigen Welt zu vertreten. Sie helfen auch, politisch unentschiedenen Menschen jüdischer Abstammung das – von Israel gewünschte – Bedrohungsgefühl zu geben, und sie damit dem Zionismus in die Arme zu treiben.
Fazit: auf reine, noch so verständliche, Wut gestützte Aktionen ohne gründliches Nachdenken führen meist zu gegenteiligen Wirkungen. Politisches Handeln muss sich immer auf genaue Analyse des Rahmens, der Möglichkeiten, der Vermittelbarkeit und der tatsächlich zu erzielenden Wirkungen stützen!
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