
JAZZ 22_25 Zwischenruf 8_25
Wider das unablässige Kriegstüchtigkeitsverlangen der Eliten in unserem Land
Von Jürgen Scherer
- Juni 2025
Auf die Frage, wozu Soldaten dienen, gibt es in unserer Zeit vielfältige zum Teil verwirrende Antworten. Letztlich jedoch, so bemerkte Kurt Tucholsky zutreffend, sind „Soldaten Mörder“. Denn genau dazu werden sie ausgebildet: zum Töten von sogenannten Gegnern resp. Feinden. Dazu benötigen sie entsprechendes „Handwerkszeug“, das von besonderen Firmen, auch genannt Rüstungsindustrie, hergestellt wird: vom einfachen G3-Gewehr bis zur ferngesteuerten Drohne. Der Umgang mit diesen „Werkzeugen“ will gelernt sein. Dazu gibt es Armeen, in denen der Wille zum Töten geschult wird. Einerseits handwerklich, andererseits, und dies ist genauso bedeutsam, ideologisch. Es gilt nämlich, Feindbilder zu schaffen und zu verinnerlichen, die es ermöglichen, im „Konfliktfall“ überzeugt, überlegt und zugleich ohne Hemmung zu reagieren, sprich: den „Feind“ auszuschalten, zu töten.
Am besten geht das natürlich mit einem gesellschaftlichen Umfeld, das Soldaten Respekt zollt, sie für die Gesellschaft als notwendig erachtet, am allerbesten: sie liebt und ihnen nacheifern will.
Wenn aber eine Gesellschaft, nehmen wir unsere, nach zwei desaströsen Weltkriegen „friedensverwöhnt sozialisiert wurde“ (so der Vorwurf der Bellizisten unserer Tage), bedarf es der Nachhilfe in Sachen „Kriegshandwerk“. Denn selbst Otto und Emilie Normalverbraucher, wissen dass Frieden allemal schöner ist als Krieg. Aber wenn sie Angst haben müssen um den Verlust ihres „klein Häuschen“, dann kann schon mal „der Gaul mit ihnen durchgehen“. Genau hier liegt der Ansatzpunkt für die Bellizisteneliten dieser Welt: Mach den Kleinen Angst, versprich ihnen Sicherheit, Ruhm und Ehre und setze die Maschinerie in Bewegung, die dafür angeblich nötig ist. Gelingt dies, können die Verantwortlichen ihre eigentlichen Ziele unter der Decke halten und so tun, als läge ihnen einzig und allein das Wohl und Wehe der „Kleinen Leute“ am Herzen.
In unserem Land spielt sich dieses Szenario zur Zeit in etwa wie folgt ab: Nachdem Putin die Dummheit begangen hat, sich von der NATO in einen Krieg ziehen zu lassen, hat er damit zugleich allen Falken der westlichen Welt die Munition geliefert, die sie sich sehnlichst erwünscht hatten, um der unseligen Friedensdividendenzeit ein Ende zu bereiten. Dem westlichen Kapitalismus war nämlich der russische Staatskapitalismus schon lange ein Dorn im Auge. Scherten doch unter dessen Anleitung ehemalige „DritteWeltStaaten“ aus bis dato als unantastbar geltenden Bündnissen aus und stellten so die vom Westen so genannte „regelbasierte Ordnung“ in Frage. Dieser russländischen Herausforderung müsste begegnet werden. Und siehe da, Russland lief in die gestellte Falle und soll nun gezeigt werden, wo der kapitalistische Hammer hängt.
Da solch eine Zielsetzung schlecht kommunizierbar ist, bedarf es der ideologischen Unterfütterung, um Otto und Emilie Normalverbraucher dafür gewinnen zu können. Was böte sich da besser an, als der Kampf um Freiheit; in unserem Fall der des gebeutelten ukrainischen Volkes. Seit dem unklugen völkerrechtswidrigen russischen Angriff wird diese Flamme am brennen gehalten, um damit die jeweiligen Süppchen zu kochen.
Das der deutschen politischen PolitikerElite sieht so aus: Seht Euch an, was mit der Ukraine gerade passiert. Uns allen wird es genau so gehen, wenn wir uns nicht rüsten.
Denn „Der Russe“ ist unberechenbar, ist und bleibt unser Feind, wie der neue Außenminister Wadepfuhl unverantwortlichererseits von sich gegeben hat und mit einem Satz die uns von dem „Bösen Russen“ gewährte Vereinigung Deutschlands vom Tisch gewischt hat; ganz nach dem Motto: Was schert mich ein guter Russe, wenn mir doch ein böser viel nützlicher sein kann. Nützlicher dafür, Otto und Emilie davon zu überzeugen, dass sie gefälligst mal wieder bereit sein sollen, für Deutschlands Wohl, wenn nötig, in den Krieg zu ziehen; mit Kind und Kegel!
Alle Register werden gezogen, um unserer Bevölkerung die Erinnerung an die Brandt’schen Friedenszeiten zu nehmen. Das stärkste heißt: Angstmache!
Die beste Angstmache ist die, die so viel Verwirrung stiftet, dass die Geängstigten froh sind, wenn ihnen geholfen wird. Genau diese bei uns immer mehr geförderte Verwirrung (von Wirtschaft, Politik und Medien) nutzen unsere Politikeliten derzeit dazu, eine Maschinerie in Bewegung zu setzen, von der sie sich zur Durchsetzung ihrer eigentlichen Ziele das meiste versprechen. Diese Maschine hat einen Namen: Militarisierung und Militarismus, versteckt hinter der Begrifflichkeit „Kriegstüchtigkeit“.
Eigentlich, wie jede/r weiß, das reine Teufelszeug, verbunden mit unermesslichem Tod und Leid. Aber wenn es auf den Flügeln der Freiheit präsentiert wird, vielleicht doch erstrebenswert; so zumindest das Kalkül der sich für verantwortlich Haltenden in unserem Lande.
Genau deshalb wird uns tagtäglich ein Trommelfeuer an Kriegsvorbereitungsnotwendigkeiten(!) um die Ohren gehauen, das uns Hören und Sehen vergessen lässt.
So geht „kirre machen“ bis zum unbedingten Gehorsam!
Lassen wir uns unsere Mündigkeit und unseren Einsatz für Frieden und Völkerverständigung nicht nehmen. Geben wir ihnen unsere Enkel, Töchter und Söhne nicht als SoldatInnen für ihre scheinheiligen Vorhaben.
Als Otto und Elfriede Normalverbraucher wissen wir, dass „Friede, Freude, Eierkuchen“ der Ernstfall des Lebens sind, nicht jedoch auf unserem Rücken ausgetragenen Weltmachtgelüste!
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