»Es sind ziemlich bedrohliche Zeiten«

Palästina-Solidarität: „Es sind ziemlich bedrohliche Zeiten“

In Frankfurt am Main hat sich Anfang Dezember ein neues propalästinensisches Bündnis zur Unterstützung von Solidaritätsarbeit mit dem Namen „Kufiya-Netzwerk“ gegründet. Ein Gespräch mit Thana Douwa und Wieland Hoban.

Aus: Ausgabe vom 19.12.2023, Seite 2 / Inland
Palästina-Solidarität

»Es sind ziemlich bedrohliche Zeiten«

Frankfurt am Main: Propalästinensisches »Kufiya-Netzwerk« gegründet. Ein Gespräch mit Thana Douwa und Wieland Hoban
Interview: Jakob Reimann
 
In Frankfurt am Main will ein neues Netzwerk propalästinensische Solidaritätsarbeit unterstützen (Frankfurt am Main, 16.12.2023)

 

Thana Douwa ist Aktivistin bei Migrantifa Rhein-Main. Wieland Hoban ist Vorstandsvorsitzender des Vereins »Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost«

Anfang Dezember haben Sie in Frankfurt am Main das propalästinensische »Kufiya-Netzwerk« gegründet. Warum braucht es dieses Bündnis?

 

Thana Douwa: Das Thema Palästina hat in Deutschland historisch immer wieder zur Spaltung in der Linken geführt, doch wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen. Uns ist es besonders wichtig, einer solchen Entwicklung entgegenzuwirken und zwischen den verschiedenen Gruppen und Demonstrationen einen Bezug herzustellen. Im »Kufiya-Netzwerk« können wir die Debatten führen, die durch die bürgerliche Presse und die staatlichen Institutionen eingeschränkt und immer mehr zensiert und auch kriminalisiert werden. Wir machen klar, dass die politische und mediale Kampagne, die gegen uns geführt wird, gegen die Stimmen der Unterdrückten arbeitet, gegen die Entlarvung der Besatzungsmacht und gegen die Benennung der Verhältnisse in Gaza als Genozid und koloniale Vertreibung. Es geht keineswegs um tatsächliche Kritik, sondern darum, auf Organisationen Druck aufzubauen und sich anhand rassistischer Dogwhistles wie »Terrorismus« und »Islamismus« von Palästina zu entsolidarisieren. Niemand interessiert sich am Ende dafür, wenn irgendwelche »Antisemiten« oder »Terroristenkuschler« auf den Straßen zusammengeschlagen oder gar abgeschoben werden.

»Ist die Kufija hier und heute noch tragbar?« fragte die Süddeutsche Zeitung in einem Aufsatz über das »Palästinensertuch« vergangene Woche. Was antworten Sie darauf?

Wieland Hoban: Es ist heute wichtiger denn je, die Kufija zu tragen. Sie wird als wichtiges Symbol des palästinensischen Freiheitskampfes angegriffen, und im Rahmen deutscher Repressalien steht sie auch für die Gesetzlosigkeit des polizeilichen und behördlichen Vorgehens, wo mit Scheinverboten gearbeitet wird. In Deutschland gibt es einen symbolischen Krieg gegen Palästina und alles Palästinensische. In den achtziger Jahren war es wenig kontrovers, sich als internationalistischer Linker mit Palästina zu identifizieren. Das fühlt sich gerade ziemlich lange her an, wenn von so manchen proisraelischen Kräften die Kufija geradezu wie ein Nazisymbol behandelt wird. Als würde man eine Hakenkreuzbinde tragen. In Bayern wird jetzt durch einen Gesetzentwurf der Spruch »From the River to the Sea – Palestine will be free« auf eine Ebene gesetzt mit »Sieg Heil«. In diesen Zeiten ist jedes Zeichen von Solidarität wichtig, und was könnte einfacher sein, als sich einen Schal umzubinden? Weiterlesen in jungewelt.de

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